Urlaub auf dem Fahrrad: Radfahren in Dänemark

Bernd Herd Bernd Herd, Mitglied des Ortsverbands der GRÜNEN Bürstadt.

Wenn man in Deutschland so die Forderungen des ADFC zur zukünftigen Gestaltung des Radverkehrs liest, dann erscheinen die hier in Deutschland als recht utopisch. Insbesondere wenn man im besonders konservativen Bürstadt wohnt. Dann aber hört man von anderen, dass derartiges in anderen europäischen Ländern längst umgesetzt ist. Insbesondere Dänemark und die Niederlande sind uns Deutschen da weit voraus.

2018 nach einem Fernsehbericht habe ich mich entschlossen, mir das vor Ort mal selbst anzusehen. Also bin ich im Mai/Juni 2018 1100 Kilometer nach Kopenhagen geradelt.

Natürlich sieht so mancher Feldweg in Dänemark gerade so aus wie in Deutschland. Aber was in Deutschland so stellenweise als Radweg ausgewiesen wird, so was gruseliges habe ich in Dänemark nicht erlebt.

Aber was so über einen Feldweg hinaus geht, da sind die Bedürfnisse von Radfahrern besser berücksichtigt. Wo hat man in Deutschland schon mal einen Radweg mit Mittelstreifen gesehen, der die Radfahrer wohl daran erinnern soll, dass mit Gegenverkehr zu rechnen ist?

Einige Kilometer weiter in einem Städtchen, das man vielleicht am Ehesten noch mit Wehrzollhaus vergleichen kann: Radwege beiderseits der Straße.

Nur zur Sicherheit, damit niemand denkt, auf einem Fahrradurlaub in Dänemark gäbe es nichts schönes zu sehen:

Vielleicht 50km vor Kopenhagen in einem kleinen Städtchen mit dem schönen Strand mündet ein kleiner Weg vom Strand in die Hauptstraße ein. Der Radweg ist durchdacht markiert um das Unfallrisiko zu minimieren. So kann der Autofahrer mit der Schnauze so weit vorfahren, dass er Sicht hat und die Radfahrer sind gewarnt, nicht zu dicht an der Einmündung entlang zu fahren:

Dieses Video zeigt eine Szene, die sich in Deutschland sicher genauso zutragen könnte. Nur verlief das Zusammenspiel zwischen Autos und Fußgängern bei meiner Beobachtung immer so, dass die Autos wirklich angehalten haben.

Eine Badeszene in einem Vorort von Kopenhagen. Die Häuser dort sind relativ große Wohnblöcke mit vergleichsweise wenigen Autos in den Straßen. Dafür aber ganz viele Menschen, die sich an diesem Schönen Platz zum Baden und entspannen treffen. Man stelle sich mal vor, wie viel Platz die Autos dieser vielen Besucher belegen würden, wenn diese alle mit dem Auto gekommen wären.

Übernachtet habe ich in der Jugendherberke in Kopenhagen. Das ist der Ausblick aus dem 9. Stock. Man beachte die vielen Radfahrer, die sich zurückstauen. Und sie haben eine eigene Fahrbahn, etwa so breit wie eine Auto-Fahrbahn.

Und so sieht das dann auf der Straßenebene aus. Die blaue Markierung warnt die Autofahrer, dass hier Radfahrer Vorfahrt haben. Der Radweg ist breiter als ein Autofahrstreifen. Es fahren so viele Radfahrer, dass es undenkbar ist, mit dem Fahrrad auch nur einige Meter gegen die Fahrtrichtung zu fahren. Auf einer kleineren Straße steht Fußgängern und Radfahrern zusammen mehr Platz zur Verfügung als den Autos. Damit reicht der Platz auch notfalls noch während einer Baustelle:

Parken mit dem Auto ist in der Innenstadt Kopenhagen sehr teuer. Wenn ich mich recht erinnere ca. 5€ / Stunde, aber das weiß ich nicht mehr genau.

Ich habe gelesen, dass in Kopenhagen täglich mehr Menschen mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen als mit dem Auto. Ich habe mit einer Rezeptionistin der Jugendherberge gesprochen und sie hat mir erzählt, dass in ihrer Familie niemand ein Auto habe. Das sei einfach nicht üblich und preislich nicht lohnend. Sie käme auch im Winter täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit. Ich habe dann gefragt, ob das ein Ausdruck von Armut wäre und sie hat mir erklärt das wäre ein Ausdruck eines Lebensstils.

In der Nähe der berühmten Schlangenbrücke ein Einkaufskomplex mit einem Kino, bei dem man mit dem Fahrrad ebenerdig ins Fahrrad-Parkhaus hinein fährt.

Die Schlangenbrücke oder „Cykelslangen“ gilt als Sehenswürdigkeit. Eine Brücke, die ausschließlich für Radfahrer gebaut wurde und ihren Namen wegen ihres schlangenförmigen Aussehens auf Landkarten erhielt.


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Hier in der nähe des Flughafens verlief der Radweg auf der linken Seite der Straße. Es wurde dann eine eigene Ampel für die Radfahrer vorgesehen.

In der Nähe eines Bahnhofs wurde Platz für die vielen Fahrräder gespart, indem ein Fahrradständer mit zwei Stockwerken Verwendung findet.

Ich bin dann mit dem Zug nach Hause gefahren, weil ich zu Hause einen dringenden Termin hatte, aber die Fahrt nach Kopenhagen war so schön, dass ich schon im August desselben Jahres nach Amsterdam gefahren bin. Angeblich soll der Prozentsatz von Fahrten, die in Amsterdam mit dem Fahrrad gemacht werden, sogar noch höher sein. Aber Amsterdam ist ganz anders als Kopenhagen.

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